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Zwiegespräche unter Winzern

Wie lange hier schon Trauben wachsen, ist unbekannt. Im Wein­bau arbeitet unsere Familie am Sernau­berg jeden­falls schon seit fast 200 Jahren. Erfahrungen von Generat­ionen, die heute mit zeit­gemäßer Keller­technik vereint werden. Was gleich ge­blieben ist? Der Respekt für die Natur und die Leiden­schaft für ein kost­bares Gut, dass die Familie in unzäh­ligen Hand­griffen zu Wein veredelt. Karl Riegelnegg Senior und Karl Riegelnegg Junior im Zwiegespräch über die Arbeit in einem Familienbetrieb und die Besonderheit südsteirischer Weine.

Wie wird man Winzer, Karl?

Karl Riegelnegg Junior: Dass ich Weinbauer werden möchte, war mir schon recht früh klar. In einer Winzerfamilie aufzuwachsen, prägt. In einem Familienbetrieb wie unserem gibt es keinen Arbeitsschritt, der nicht durch unsere Hände läuft: Von den Eltern und Großeltern, die auch am Ess­­tisch da­rüber sprechen, wer welche der an­stehenden Arbeiten über­nimmt. Teil davon zu sein, wird zur Selbstverständlichkeit. „Daheim“, das war für mich nicht nur ein Haus, sondern die Reb­reihen auf den steilen Hängen rund ums Haus. Die Streuobst­wiesen, in denen sich Smaragd­ei­dechsen, Fasane und Schmet­ter­linge den Lebens­raum teilen. Als Kind beim Spielen ver­steinerte Muscheln aus der Erde der Weingärten zu graben. Die warmen Sommer­tage und die kühlen Abend­winde, kurz das beson­dere Mikro­klima hier im Süden.

„Dabei erlebt man, dass „Daheim“ mehr ist, als bloß ein Ort, als bloß ein Boden. Eine Berufung vielleicht sogar. Das empfinde ich als großes Geschenk.“

Karl Riegelnegg Junior

In der Schule haben mich Geschichte und Archäologie besonders interessiert. Meine Mutter sagt immer, wäre ich kein Weinbauer geworden, wäre ich Professor. In der Arbeit mit unseren Weinen greife ich diese Interessen auf: Mich interessiert, wo ein Wein herkommt, welchem Boden er entstammt. Die Geschichte meiner Reben über die Jahre zu begleiten. Und natürlich, wie ich ihre Trauben im Keller zu exquisiten Weinen ausbaue.

Was macht die Arbeit in einem Familienbetrieb so besonders?

Karl Riegelnegg Senior: Seit 1848 arbeitet unsere Familie im Weinbau. Ich freue mich, dass diese Leidenschaft mit Karl auch die nächste Generation erfasst hat und unser Handwerk fortgesetzt wird! An der Arbeit in einem Familienbetrieb schätze ich am meisten unseren guten Zusammenhalt und die Qualität unserer Produkte. Als kleiner Betrieb haben wir das Glück, genau die Weine produzieren zu dürfen, die wir auch selbst am liebsten trinken würden. Mit jedem Jahrgang lernen wir dazu und spornen uns selbst zu besten Resultaten an. Das Schönste ist, wenn wir dann auch Kunden finden, die unseren Geschmack teilen. Doch in unserem vielfältigen Sortiment ist eigentlich fast für jede Vorliebe etwas dabei! Und wer gar keinen Wein trinkt, der hat den richtigen noch nicht gefunden.

„Wer keinen Wein trinkt, hat den richtigen noch nicht gefunden.“

Karl Riegelnegg Senior

Was bedeutet Qualität im Weinbau?

Karl Riegelnegg Senior: Qualität bedeutet für mich die Verbundenheit zu unseren Weinen. Und zwar in jedem einzelnen Schritt – von der Rebe bis zur fertigen Flasche.Dutzende Male sind wir in Berührung mit unseren Weinstöcken: Beim Setzen, Schneiden, Binden, der Laubarbeit, beim Entfernen der Stammauswüchse oder Triebe, die dem Stock Energie kosten – und damit mehr Zucker in die Trauben kommt. In unseren Weinen steckt unendlich viel Handarbeit. Auch die Trauben werden bei uns 100% von Hand verlesen. Maschinelle Arbeiten, wie Mähen oder Mulchen halten sich in Grenzen. So können wir jeden einzelnen Schritt im Produktionsprozess ganz genau nachvollziehen.

Diese enge Verbundenheit zu unseren Weinen spiegelt sich auch darin, wie wir Wein wahrnehmen: Als Lebensmittel, das jeder genießen dürfen sollte. Ein Philosoph hat es einmal ganz bodenständig so gesagt: Wein ist Lebensmittel, Genussmittel und Arzneimittel in einem. Diesen Zugang verfolgen auch wir.

Was macht einen guten Wein aus?

Karl Riegelnegg Junior: All unsere Weingärten befinden sich am Sernauberg – in maximal einem Kilometer Entfernung zum Hof. Trotzdem der kurzen Distanzen ist jede Riede anders und hat ihren eigenen Charakter. Ob Felsenlage oder Sandstein, karger oder üppiger Boden: Wir wissen, welche Reb­sor­ten auf den unter­­schied­­li­chen Beding­ungen optimal gedeihen. Und dann braucht es natürlich noch ein ganz spezi­elles Gespür, das not­­­­wendig ist, um Weine so auszu­bauen, dass sie ihren natür­lichen Charakter voll ausbilden. Doch der beste Wein ist letztlich immer genau der, der dir schmeckt! Darum muss man sich auch ausgiebig Zeit zum Probieren und Verkosten nehmen.

„Der beste Wein ist letztlich immer genau der, der dir schmeckt! Darum muss man sich auch ausgiebig Zeit zum Probieren und Verkosten nehmen.“

Karl Riegelnegg Junior

Was schätzen eure Gäste an euch?

Karl Riegelnegg Junior: In unserem Betrieb steht das Persönliche an erster Stelle: Wer uns besucht, verkostet unsere Weine direkt mit den Weinbauern, die sie hergestellt haben. Unser Betrieb funktioniert sehr familiär, ist unkompliziert und freundlich. Das Ambiente am Weingut haben wir so gestaltet, wie auch wir selbst uns am wohlsten fühlen: Mit Blumen, viel Herzlichkeit und einem gemütlichen Weinkeller. Die Leute kommen gerne vorbei und verbringen Zeit mit uns. Je mehr sie bei einer Verkostung wissen wollen, umso mehr freut es uns. Ich denke, dass das einen Besuch am Weingut Riegelnegg ganz besonders macht.